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Be You - Bleib dir selbst treu!

Es ist noch gar nicht lange her, da habe ich zwei Instagram - Stories gemacht in denen ich spreche, was überhaupt nicht meinem Naturell entspricht. Denn ich bin eher der schüchterne, introvertierte Typ, der einen Dialog im realen Leben bevorzugt.

 

Angespornt durch die positive Resonanz auf die erste Story wollte ich mich verbessern, noch mehr über mich hinauswachsen und vielleicht auch ein Vorbild für andere schüchterne Menschen sein. Oder wollte ich einfach mein Ego pushen und noch mehr Lob und Anerkennung bekommen? Wahrscheinlich war es eine Mischung aus Allem.

 

Qualitativ sah ich definitiv Fortschritte von der ersten zur zweiten Story, welche ich im Abstand von 5 Tagen gedreht habe. In der Zwischenzeit habe ich schliesslich auch viel geübt und lernte mit der Kamera zu hantieren. 

 

In der ersten Story sprach ich darüber, dass Therapeuten auch nur Menschen sind und ich eine Blockade habe, vor Kameras zu sprechen. Ausserdem teilte ich mit, wie eine Hypnose-Sitzung abläuft. Nach dem zweiten Anlauf habe ich die Story hochgeladen, obwohl ich sehr unsicher wirkte und mich schrecklich fand. Aber immerhin war ich mutig und authentisch. 

 

In der zweiten Story erzählte ich über ein Thema, dass mich seit einiger Zeit beschäftigte. Es ging um die Verkehrssicherheit, welche von Vielen leider nicht berücksichtigt wird. Das Thema fand grossen Anklang und ich kam mit Followern ins Gespräch mit denen ich bisher keinen Kontakt hatte.

 

Nun fragte ich einen Kollegen, wie ich in der Story wirke und was ich noch verbessern könnte.

Seine Antwort war sinngemäss: "Wenn du einen Rat willst - bleibe dich selber. An deiner Schüchternheit kannst du auch arbeiten, wenn du mit Menschen auf der Strasse ins Gespräch kommst."

 

Diese Antwort öffnete mir die Augen und löste schliesslich ein völliges Gefühlschaos in mir aus. Tausend Gedanken und Emotionen schossen mir durch den Kopf und ich begann zu weinen. 

 

Dank diesem Statement habe ich erkannt, dass ich das nicht bin und eigentlich auch gar nicht sein will. Ich versuchte zwanghaft jemand anderes zu sein und fühlte mich irgendwie von mir selbst entfremdet, was sich überhaupt nicht gut anfühlte. 

 

In der zweiten Story war ich praktisch Mimik los. Eine unsichere Frau, die versucht auf Cool zu machen. Völlig unauthentisch. Am nächsten Morgen habe ich die Story viele Stunden vor Ablauf der 24 Stunden gelöscht. Denn ich konnte nicht mehr dahinter stehen. Hinter dem was ich sagte schon, aber nicht hinter der Art und Weise wie ich wirkte.

 

Follower, die mein wahres Wesen nicht kennen, haben es wahrscheinlich nicht durchschaut. Aber Personen, die in engerem Kontakt zu mir stehen, wissen, dass ich das nicht bin. 

 

Menschen sind nun mal verschieden und haben unterschiedliche Vorlieben und Talente. Manche sind extrovertiert und lieben es vor der Kamera zu sprechen. Einige davon haben so ein Leuchten in den Augen und strahlen solch eine Ruhe und Gelassenheit aus, dass man Ihnen gefühlt ewig zusehen und zuhören möchte. Andere hingegen, sind eher introvertiert und teilen Ihre Gedanken lieber schriftlich mit. Und das ist auch gut so. Somit kann man sich perfekt ergänzen.

 

Es ist gut mutig zu sein, über seine eigenen Grenzen zu gehen und neue Sachen auszutesten, dabei sollte man aber NIE vergessen sich selbst treu zu bleiben.

 

Es war ein Ausflug in eine andere, mir bislang fremde Welt. Eine Erfahrung, die mich Mut und Überwindung kostete, was mich stolz macht. Ich bin definitiv über mich hinaus gewachsen, aber zukünftig teile ich meine Gedanken wieder schriftlich mit und überlasse die Bühne bzw. das Sprechen vor der Kamera denen, die dafür gemacht sind!